Hermann Michel zum Gedenken Das Buch: „Perlen und Kulturperlen gibt einen vollständigen Überblick über Perlenfischerei und Perlenzüchtung, ferner werden Wirtschaftsfragen und die Methoden der Perlenuntersuchung behandelt. Das einleitende Kapitel befaßt sich mit der Anatomie und Biologie der perlenführenden Tiere. Besonders interessant ist der Überblick über die historische und regionale Entwicklung der Perlenfische rei, wobei auch die einst blühende Perlenfischerei in Europas Flüssen behandelt wird. Die an tropische und subtropische Zonen gebundene marine Perlenfischerei war aber immer schon von weit größerer Bedeutung. Da die Perlenbildung ein relativ seltener Vorgang ist, mußten zahlreiche Tiere getötet werden, ehe auch nur eine Perle gewonnen werden konnte. Dies führte zu einer starken Reduktion der Muschelbestände, die schließlich vom Aussterben bedroht waren. Im Jahre 1890 begann der japanische Getreidehändler MIKIMOTO mit ersten Versuchen der Auf zucht von Muschelperlen. Nach vielen Fehlschlägen führten diese Bemühungen 1913 zu ersten Erfolgen. Die interessante Geschichte der Perlenzucht wurde von MICHEL in geradezu faszinierender Weise dargestellt. Heute sind fast nur mehr Zuchtperlen im Handel, Naturperlen aus alten Beständen erreichen Phantasie prei se. Der Autor hat sich in diesem Zusammenhang auch mit den regionalen Qualitätsunterschieden eingehend beschäftigt. Naturgemäß befaßt sich ein wesent licher Teil des Buches mit der Perlenuntersuchung. Form, Farbe, Beschaffenheit der Oberfläche. Luminiszenzverhalten bei Naturperlen. Zuchtperlen und mitatio nen waren mit den neuen Geräten qualitativ und zum Teil auch quantitativ zu erfassen. Dadurch wurde die Bestimmung und Bewertung des Materials wesentlich erleichtert und verbessert. Der Verfasser dankt es wohl seiner umfassenden naturgeschichtlichen Ausbildung, daß auch die biologische Seite der Perlenkunde wohl gelungen ist. Von der zweiten Auflage der „Perlenkunde“ liegt zwar ein gedrucktes Exemplar mit Abbildungen vor, infolge der Kriegsereignisse und ihren Folgen ist das Buch leider nicht mehr in den Handel gekommen. Auf den Abschnitt „Edelsteine“ im Mineralogischen Taschenbuch der Wiener Mineralogischen Gesellschaft, der auch in englischer Sprache erschienen ist. sei besonders hingewiesen. Von Michels besonders lesenswerten naturwissenschaftlich historischen Bei trägen seien hier genannt: „Der Edelsteinstrauß des Naturhistorischen Museums in Wien“. Dieses Kunstwerk ist bekanntlich ein Geschenk MARIA THERESIAS an ihren Gemahl FRANZ VON LOTHRINGEN. Ferner: „Das Stift Klosterneuburg und die Naturwissenschaften“, sowie seine letzte größere Veröffentlichung: „Die Minera logie in Österreich und die Mineralogische Gesellschaft in Wien“. Hermann Michel ist in seinen wissenschaftlichen Arbeiten neue und originelle Wege gegangen. Die Entwicklung von Methoden und Geräten zur einwandfreien Bestimmung von Edelsteinen, Perlen, ihren Nachahmungen und Surrogaten ge hörte zu seinen Hauptanliegen. Er hat dieses Ziel erreicht und wurde ein interna tional hochgeschätzter Edelstein- und Perlenspezialist. Niemand anderer als Fried rich Becke hat seiner wissenschaftlichen Qualifikation anläßlich der Habilitation und der Ernennung zum a. o. Professor hohes Lob gespendet. Es ist bewunde Ann. Naturhist. Mus. Bd. 88 A. 1987