Hermann Michel zum Gedenken Teile Deutschlands zu begegnen, entschlossen sich die Wiener Musealdirektoren 1944, die wertvollsten Objekte in Bergwerke des Salzkammergutes zu verlagern. Mit dieser Aktion wurde eine viergliederige Kommission beauftragt, der MICHEL als Bergbausachverständiger angehörte. Große Teile der systematischen Schau sammlung und andere wertvolle Sammlungsgegenstände der Mineralogisch-Petro graphischen Abteilung wurden in dem Salzbergwerk Lauffen bei Ischl eingelagert. Michel hatte auch die Aufsicht über die im Salzbergwerk Alt Aussee eingelagerten Kunstschätze übernommen. In den letzten Kriegstagen konnte MICHEL, in enger Zusammenarbeit mit der Widerstandsbewegung, die bereits befohlene Sprengung der Bergegüter verhindern. Am 14. April 1945 gingen die Kriegshandlungen in Wien zu Ende. Es dauerte aber noch geraume Zeit, bis der Rücktransport der verlagerten Objekte beginnen konnte. 1947 war die Rückführungsaktion beendet, im gleichen Jahr wurde MICHEL als Erster Direktor wieder eingesetzt. Er führte diese Agenden bis 1951, und zwar ab 20. Jänner 1949 als Generaldirektor der Naturwissenschaftlichen Sammlungen in Wien. MICHEL heiratete am 25. 7. 1921 Frau Anny, geborene FRITSCH. Nach 25 Jahren glücklicher Ehe verstarb Frau MICHEL. Er ging am 1. 7. 1947 die Ehe mit Frau Margarete DROZDA, geborene ETTERLEIN ein. 1952 wurde MICHEL in den dauernden Ruhestand versetzt. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in völliger Zurückgezogenheit. Er verschied am 15. Oktober 1965 nach langen, schweren Leiden und wurde im Familiengrabe des Friedhofes Neustift am Walde in Wien bestattet. MICHEL hat ein umfangreiches, wissenschaftlich bedeutendes Werk, besonders auf dem Gebiet der Edelstein- und Perlenkunde, hinterlassen. Als Schüler Fried rich Beckes begann er seine wissenschaftliche Tätigkeit mit mineralogisch-petro graphischen Untersuchungen im Böhmischen Mittelgebirge. Die wichtigste Arbeit dieser Richtung ist wohl seine Habilitationsschrift, die auch eine geologische Kartierung einschließt. Mehrere Untersuchungen hat MICHEL, der Tradition des Hauses folgend, der Meteoritenkunde und den Tektiten gewidmet. Besonders hervorzuheben sind seine Arbeiten über den Fall und die mineralogisch-petrogra phische Zusammensetzung des Meteoriten von Lanzenkirchen in Niederöster reich. Erwähnt sei auch die Zusammenfassung der Fortschritte der Meteoritenkun de in den Jahren 1890-1922. Frühzeitig wandte sich MICHEL der Edelstein- und Perlenkunde zu. Anlaß hiefür war die durch Kommerzialrat C. BRUNNER angeregte Gründung der Unter suchungsanstalt für Edelsteine in Wien 1912. MICHEL wurde zum Leiter der Anstalt bestellt, die durch das Technische Versuchsamt in Wien, besonders aber durch Excellenz Wilhelm Exner, gefördert wurde. Da um diese Zeit die Synthese von Rubin, Sapphir und Spinell in kommerziell verwendbarer Größe gelungen war, bedrohten die billigen Syntheseprodukte den Edelsteinmarkt. Dies veranlaßte MICHEL Methoden und Geräte zu entwickeln, die eine einwandfreie Unterscheidung natürlicher und künstlicher Edelsteine ermög¬