Hermann Michel zum Gedenken Ebenfalls im gleichen Jahre habilitierte sich MICHEL mit der Arbeit: „Geolo gisch-petrographische Untersuchungen im Gebiet der Erzgebirgsbruchzone west lich Bodenbach für das Fachgebiet Mineralogie und Petrographie an der Universi tät Wien. Sein Lehrprogramm umfaßte Vorlesungen über den Gebrauch des Polarisationsmikroskopes, über gesteinsbildende Minerale und Erze. Ferner Vor lesungen über Mineralogie und Petrographie im Dienste der Technik und Industrie sowie Führungen durch die mineralogischen und petrographischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums. Im Winter-Semester 1923 erhielt MICHEL eine Berufung an die Landwirtschaftliche Abteilung der Prager Deutschen Technischen Hochschule, die er jedoch nach längeren Verhandlungen ablehnte. Ebenso lehnte er 1925 einen Ruf an die Lehrkanzel für Mineralogie und Geologie der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn ab. Grund für diese Entscheidung war nach seiner Darstellung der Umstand, daß er den hohen ideellen Wert seiner Wiener Position den nicht unbeträchtlichen materiellen Vorteilen einer eventuellen Beru fung vorzog. Er hatte gut gewählt, da ihm so das bittere Los der Vertreibung aus der Heimat und eine ungewisse Zukunft erspart blieben. 1928 habilitierte sich MICHEL auch an der Technischen Hochschule in Wien, und zwar für das Fachgebiet Mineralogie und Lagerstättenlehre. 1931 wurde ihm der Titel Hofrat verliehen, am 3. Februar 1933 erfolgte seine Bestellung zum Ersten Direktor. Er war in dieser Position Nachfolger des bekannten Entomologen H. REBEL. Einen Tag nach dem Anschluß, am 14. März 1938 wurde MICHEL seiner Position als Erster Direktor enthoben, Abteilungsdirektor blieb er jedoch bis zu seiner Pensionierung 1952. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges erwarb sich MICHEL große Verdienste um die Bergung und Rettung der unersetzlichen Schätze des Naturhistorischen Museums. Bereits im Frühsommer 1939 wurde die Meteori tensammlung und die Edelsteinsammlung der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung aus den Schauräumen entfernt und in sichere Behälter verpackt. Große Teile der Sammlungen und der Bibliothek wurden in die im Parterre gelegenen Abteilungsräume gebracht. Auch als akademischer Lehrer war MICHEL wieder gefragt. In seiner Eigenschaft als a. o. Professor wurde er 1941 von der Hochschul behörde beauftragt, an der philosophischen Fakultät der Universität Wien Vorle sungen und Übungen des Faches Mineralogie und Petrographie abzuhalten und gleichzeitig an der Fakultät für Naturgeschichte und Ergänzungsfächer der Techni schen Hochschule in Wien Mineralogie und Lagerstättenlehre in Vorlesungen und Übungen zu vertreten. Mit der Ausdehnung des Bombenkrieges und der Bombardierung ziviler Objekte wurden die Bergungsarbeiten für die Wiener Museen verstärkt fortgesetzt und der Leitung des Regierungsrates L. BERG unterstellt. MICHEL wurde als Bergungsbevollmächtigter für das Naturhistorische Museum eingesetzt. In Wien wurden die Tresoranlagen der großen Banken und tiefe Keller, besonders der Neuen Hofburg, für Bergungszwecke herangezogen. Um den gegen Ende des Krieges auftauchenden Plänen einer Verlagerung der Bergegüter in entlegene