Wien, April 1987 253—263 Ann. Naturhist. Mus. Wien NACHRUFE Hermann Michel zum Gedenken Der Mineraloge und weltweit bekannte Edelsteinspezialist Univ.-Prof. Dr. Hermann MICHEL hat die Geschicke des Naturhistorischen Museums als Erster Direktor (1933-1938 und 1947-1951) und als Direktor der Mineralogisch-Petrogra phischen Abteilung (1923-1952) entscheidend mitgestaltet. Seit seinem Tode sind mehr als 20 Jahre vergangen. Es hängt wohl mit den Zeitumständen zusammen. daß des Lebens und Wirkens dieser originellen Forscherpersönlichkeit erst jetzt gedacht wird. Hermann MICHEL wurde im Jahre 1888 als Sohn eines Bürgerschullehrers in Neustadt an der Tafelfichte (heute Nové Mésto pod Smrkem) in Nordböhmen geboren. Volks- und Bürgerschule besuchte er in Bodenbach a. d. Elbe (heute Podmokly), das Oberrealgymnasium in Tetschen (heute Décin). Schon in seiner Mittelschulzeit galt sein Interesse der Mineralogie und Geologie des Böhmischen Mittelgebirges, 1907-1908 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig Freiwilliger ab. 1909 begann er das Studium der Naturwissenschaften an der Universität Wien. Zu seinen hervorragenden Lehrern zählten die Professoren Hofrat BECKE (Minera logie und Petrographie), Hofrat DOELTER (Mineralogie). UHLIG (Geologie). F. E. SUESS (Geologie und Hofrat LUDWIG (Mineralchemie). Im Jahre 1912 schloß er das Studium mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Seine bei BECKE ausgearbeitete Dissertation war dem Thema: „Die Feldspäte der Meteoriten gewidmet. 1911 wurde Michel zum Demonstrator am Mineralogisch-Petrographi schen Institut der Universität Wien bestellt, die Bestellung zum Assistenten am Mineralogischen Institut folgte 1912. Die Ablegung der Lehramtsprüfung für Naturgeschichte an Mittelschulen waren für den Herbsttermin 1914 vorgesehen, mußte jedoch wegen der im Juli erfolgten Einberufung zum Kriegsdienst unterbleiben. Im Ersten Weltkrieg diente MICHEL als Leutnant bzw. Oberleutnant der Reserve bei der Autotruppe. Er war Inhaber österreichischer, deutscher, bulgari scher und türkischer Kriegsauszeichnungen. Im Dezember 1918 trat MICHEL seinen Dienst als Assistent am Mineralogi schen Institut wieder an, wechselte jedoch im April 1919 als Assistent in die Mineralogisch-Petrographische Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien. Seine Tätigkeit begann mit der Durcharbeitung der Meteoritensammlung und mit der Neuaufstellung der petrographischen Sammlungen. 1921 wurde er Kustosadjunkt, im Jahr darauf Kustos und mit Jahresbeginn 1923 Leiter der Abteilung. In dieser Eigenschaft folgte er Hofrat KOECHLIN nach. Noch im gleichen Jahr erfolgte seine Ernennung zum Abteilungsdirektor.